Manchmal wünschte ich echt, ich wäre ein Optimist, denn ich will die Welt nicht so sehen wie ist. Ich wünschte ich wäre eine Person, die morgens aufsteht und nur lächelt. Ich wünschte ich wäre eine Person die nicht jede Handlung hinterfragt, nicht jeden einzelnen Moment der Freude, des Glücks, der Sorglosigkeit.
Ich warte schon gefühlt mein ganzes Leben darauf, das der andere Schuh fällt. Mir geht es zu gut, ich setze mir selber Stolpersteine in den Weg, weil ich denke ich verdiene mein Glück nicht.
Ich habe eine perfekte Familie, Eltern, die ich mir niemals besser hätte vorstellen können, eine Schwester, die immer für mich da ist, mir immer zuhört und immer guten Rat für mich hat. Einen Freundeskreis von dem ich weiß, ich werde ihn auch noch in 20 Jahren haben.
In der Schule bin ich auch nicht schlecht, schreibe Noten, die besser als gut sind, für die ich fast nichts tun muss, doch trotzdem kann ich mich über keinen der Erfolge freuen, nicht langfristig. Auch wenn ich die beste Klausur schreibe, die höchste Punktzahl habe, reicht es für mich selbst nie aus.
Ich mache seit 2,5 Jahren Sport, sehe komplett anders aus im Vergleich zu meinem früheren ich, doch es ist mir immer noch nicht genug. Manchmal wenn ich in den Spiegel schaue sehe ich immer noch den kleinen, dünnen Jungen von früher.
Ich bin mein eigener größter Kritiker, der seinen Ansprüchen nie gerecht wird.
Und trotz dessen wünschte ich einfach ich wäre ein Optimist, denn ich will die Welt nicht so sehen wie sie ist. Kaum denke ich an die Zukunft werden meine Gedanken schwer und ich träume schwarz.
Was ist in 30 Jahren, was werde ich dann machen, wird das was ich mache das sein was ich machen möchte?
Werde ich glücklich sein? Werde ich sorglos sein? Werde ich das geschafft haben, was ich schaffen wollte? Werde ich überhaupt eine Zukunft haben?
Die letzten paar Monate war ich mir ziemlich sicher was ich in der Zukunft machen möchte, doch dem ist jetzt nicht mehr so. Das was ich später machen möchte ist nicht etwas, von dem ich leben kann wie ich es möchte, nicht langfristig, nicht sorglos, und vor allem nicht frei.
Was ist mit meiner Rente, werde ich überhaupt noch eine haben, wenn ja, wann? Wenn ich 70 bin? Oder 75? Oder werde ich in der Altersarmut untergehen, weil ich den egoistischen Gedanken hatte, das zu machen was mir Spaß macht, und nicht das was Geld bringt?
All diese Gedanken beschäftigen mich Tag für Tag, Stunde für Stunde, und ich sage zwar immer, dass ich noch Zeit habe zu entscheiden was ich später machen möchte. Doch diese Zeit ist nicht unbegrenzt.
Und ich wäre gerne ein Optimist, denn ich will die Welt nicht so sehen wie sie ist.
So viele Ungerechtigkeiten, so viel Leid, so viel Schmerz, der auf der Welt existiert, und ich kann dagegen nichts machen, ich kann sie nicht ändern, nur temporär das Leben von anderen verbessern und beeinflussen.
Was kann man machen, was kann man sein? Im Endeffekt sind wir alle nur Fußnoten der Geschichte, Idioten verdammt den Kreislauf von Ausbeutung und Leid immer und immer wieder zu wiederholen, ohne das sich etwas ändert, ohne das es sich bessert.
Doch das will ich nicht, sowas will ich nicht glauben, an sowas will ich nicht denken. Und hier sind meine Gefühle und Gedanken Paradox.
Ich will mehr als nur eine Fußnote der Geschichte sein, ich will etwas ändern, ich will die Welt bessern, doch bin einfach zu pessimistisch, einfach zu sehr ein Realist, als das ich jemals glauben könnte wirklich was zu bewegen, zu ändern, zu bessern.
Und das ist genau das was leben ist, zumindest für mich. Tag ein, Tag aus gegen diese Gefühle, gegen diese Ängste anstreben, mir selbst versprechen besser zu sein, besser zu werden.
Dieser ständige Kampf gegen mich selbst, gegen mein früheres Ich, gegen meine Weltwahrnehmung treibt mich an. Die Frage die ich mir dabei nur stelle ist, wohin?
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